Flutkatastrophe in Bulgarien

Dresdner Verein ruft zur Bulgarien-Hilfe für Flutopfer auf

Weit ab von der Presse im südlichsten und ärmsten Teil Europas ereignete sich im August und September diesen Jahres, fast unbeobachtet und unbeachtet von der restlichen Welt, eine Tragödie. Nach Angaben des UN-Koordinationsbüros für humanitäre Hilfe ist mehr als ein Viertel der bulgarischen Bevölkerung von den Überschwemmungen betroffen. Es starben 20 Menschen, die Schäden werden auf 633 Mio. Dollar berechnet. Die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen sind in fünf Regionen völlig vernichtet, 256 Brücken wurden zerstört, Bewässerungskanäle, das Straßennetz und die Eisenbahninfrastruktur wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Hilfe von staatlichen Stellen sind, wie so oft in Bulgarien, nicht oder kaum möglich. Vor allem wegen der verzögerten Regierungsbildung nach den Parlamentswahlen im Juni sei die staatliche Hilfe für die Betroffenen erst mit großer Verspätung angelaufen. Gergana Stoyanova von der Deutsch-Bulgarischen Gesellschaft Dresden, macht sich zusammen mit der Bürgermeisterin Rumjana Janchevska ein Bild von dem persönlichen Drama im Dorf Fatovo in den Rodopen. Dort hat die Familie Karaivanovi ihr Haus verloren. Sie treffen den 70-jährigen Rentner Rajcho, seine Frau liegt noch im Krankenhaus mit gebrochenen Rippen: „Wie soll das weitergehen? Der erste Schnee in den Bergen kommt noch Ende Oktober!“. Die Bürgermeisterin erklärt ihm geduldig, dass es eine lange Prozedur ist bis die Papiere von ihrem Büro zu dem Krisenstab der Gemeinde gelangen, dann müssen diese in Sofia von einer speziellen Kommission gelesen werden, dann vom Ministerium. Lange Prozedur für eine maximale Hilfe von umgerechnet 500 Euro.

Nach Aussagen der Ministerin für Katastrophen und Havarien der neu gewählten Regierung Emel Etem ist die fehlende Koordination zwischen den Institutionen schuld. Völlig normal dagegen ist die maximale Hilfe von 500 Euro, die ihre Idee ist. „Es gab ja Anträge bis 4 000 Euro von Bürgern, für so viel Geld kann man ein Haus bauen“, behauptet die Ministerin der türkischen Partei in Bulgarien Anfang September. Trotz versprochener schneller und unbürokratischer Hilfe haben wenige Geld gesehen. Manche kriegen ein paar Ziegel, andere Säcke mit Zement. Und manche wie Rajcho Karaivanov gar nichts, da sein Antrag noch nicht bearbeitet wurde. Das Geld für dieses Jahr hat das Budget schon längst überschritten. „Das ganze Land scheint wie gelähmt“, erklärt Thomas Eichberg, Journalist und Mitglied im portal e.V. seit 2003. „Von einer Aufbaustimmung wie in Dresden nach der Jahrhundertflut, ist überhaupt nichts zu spüren.“ Es sind Schäden von über 500 Mio. Euro entstanden, die Bulgarien allein nicht aufwenden kann. Tatsächlich sind nicht einmal die wichtigsten Behörden zur Zusammenarbeit bereit. Die Direktion der Bulgarischen Bahn etwa musste ein schriftliches Hilfegesuch bei der Armee einreichen – das prompt mit einem Kostenvoranschlag beantwortet wurde. „Die Armee verlangt tatsächlich Geld für die Hilfe beim Aufräumen. Dabei hat die Bahn überhaupt kein Geld und die Soldaten könnten doch mit einem improvisierten Feldlager wenigstens die gröbsten Schäden beseitigen“, empört er sich. Die finanzielle Lage des Landes sei wegen der zusätzlichen Ausgaben gar nicht gut. Druck auf die neue Regierung üben neben der Naturkatastrophe und ihren Folgen auch die Fristen für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber der Europäischen Union aus. Die Leidtragenden sind die einfachen Menschen. Vor allem in den südlichen Rhodopen stehen viele Familien vor dem Nichts. Niemand hat hier eine Versicherung oder genügend Rücklagen für einen Neuanfang. Nach Aussagen des DRK fehlen den Menschen vor Ort dringend Lebensmittel und Geld, um die zerstörten Häuser wieder aufzubauen.

Deshalb hat unser Verein – Portal e.V. einen Aufruf gestartet. „Wir sind wirklich überrascht, wie viele Menschen sich melden und uns tatkräftig mit Spenden unterstützen“. Noch im Dezember soll ein Transporter mit den Spenden nach Bulgarien auf die Reise gehen. Doch genau da liegt zur Zeit das Problem: noch fehlt das Geld für den Transport, für den ca. 2000 Euro gebraucht werden. Deshalb bitten wir weiterhin um Geldspenden, um das Transportproblem lösen zu können. Die Zeit rennt uns davon, da es in den Bergen sehr bald schneien wird und somit die Bergdörfer von der Außenwelt abgeschnitten sein werden. Dann wird der Schnee die Krater verdecken, die das Hochwasser dieses Jahr in den brüchigen Asphalt geschlagen hat.

Geldspenden können Sie auf unser Vereinsspendenkonto einzahlen. Natürlich erhalten Sie von uns eine Spendenquittung. Für weitere Fragen oder Informationen stehen wir Ihnen sehr gern zur Verfügung.

Kontoverbindung:

Portal e.V.
Ostsächsische Sparkasse Dresden
Konto-Nr. 312 0162239
BLZ 850 503 00

Nach dem Hochwasser