Fußball im Namen der Integration

Am Sonntag, den 18. April 2010, fand der zehnte Jorge-Gomondai-Cup statt. Im Heinz-Steyer-Stadion versammelten sich 24 Fußballmannschaften mit Spielern verschiedener Nationen, um an Jorge Gomondai zu gedenken und um ein Zeichen gegen Fremdenhass zu setzen. Der Mosambikaner Jorge Gomondai kam Mitte der 1980er nach Deutschland und fand im Dresdner Schlachthof Arbeit. Am 6. April 1991 starb der damals 28-Jährige in Dresden aufgrund rechtsextremer Übergriffe. Er ging als erstes Todesopfer fremdenfeindlicher Gewalt nach der Wende in die Dresdner Geschichte ein. Seitdem finden jährlich Gedenkveranstaltungen statt. Im Jahr 2000 gab es erstmals den Jorge-Gomondai-Cup, der vom DSC-Fanprojekt e.V. und dem Ausländerrat Dresden e.V. ins Leben gerufen wurde. Das Fußballturnier wuchs mit der Zeit und ist mittlerweile bundesweit anerkannt. Die 24 Mannschaften, die in diesem Jahr erschienen, stellten einen neuen Teilnehmerrekord auf. Unter dem Motto „Integration statt Rassismus!“ reichten sich Spieler aus Vietnam, Lateinamerika, Afrika, Albanien, Osteuropa und Deutschland die Hand. Erstmals war auch eine Frauenmannschaft darunter, die am Ende zwar nur den 20. Platz machte, dafür aber den Fairplay-Pokal gewann.

Ab 8 Uhr trafen unter wolkenlosem Himmel nach und nach alle Mannschaften im Heinz-Steyer-Stadion im Ostragehege ein. Dabei war vier Teams kein Weg zu weit, die extra angereist kamen. Den weitesten Weg hatte dabei eine Mannschaft aus Nürnberg. Schon vor Beginn herrschte munteres Treiben auf dem Fußballplatz. Während sich die einen noch umzogen, spielten sich die anderen schon warm. Differenzen zwischen den verschiedenen Kulturen gab es den ganzen Tag über nicht. Gegen 9.30 Uhr eröffnete Organisator und Moderator Lars Kretzschmar vom DSC-Fanprojekt den Jorge-Gomonai-Cup 2010. Vier Mannschaften kamen aus verschiedenen Gründen zu spät und brachten die Spielplanung ordentlich durcheinander. Doch das war kein Problem für Kretzschmar, der mit sichtlich Engagement an den neuen Plänen arbeitete, während die ersten Spiele schon liefen. Jede Mannschaft hatte sieben Runden von jeweils zehn Minuten zu bestehen. Jeweils zwei Spiele wurden parallel auf dem Feld ausgetragen. Sechs Kicker und ein Torwart standen pro Mannschaft auf dem Platz. Die Schiedsrichter wurden vom Dresdner Fußball Stadtverband engagiert.

Etwa 600 Aktive und Zuschauer aus verschiedenen Kulturen besuchten den Jorge-Gomonai-Cup. Interkulturell war auch das Stichwort bei der kulinarischen Versorgung. Neben dem obligatorischen Bratwurststand standen leckere Gerichte aus Asien, Südamerika und Osteuropa zur Stärkung bereit. Die durchweg sehr preiswerten Imbissstände wurden von den verschiedenen Vereinen betrieben. Außerdem sollten die Stände den Mannschaften die Möglichkeit geben, ihre Vereinskasse aufzubessern. Auch wenn sich der Gewinn aus den Speisen meist gegen Null beläuft, stehen doch der Spaß und die kulturelle Vielfalt im Vordergrund, wie uns der Zusammenleben e.V. erzählte, der u.a. russische Spezialitäten anbot.

Auch für die kleinen Besucher wurde gesorgt. Neben ausleihbaren Bällen gab es eine Hüpfburg sowie kleine Kick- und Wurfspiele. Die geplante Speedflipper-Anlage konnte leider nicht bereit gestellt werden. Auch die angekündigte lateinamerikanische Live-Musik kam leider nicht zustande. Nichtsdestotrotz tat das der Gesamtatmosphäre keinen Abbruch, die den ganzen Tag über gemütlich war und gegen Abend immer motivierter wurde. Zwei Mannschaften schieden während des Jorge-Gomondai-Cups vorzeitig aus. Nach den Vorrunden gingen einige Spieler der lateinamerikanischen Mannschaft, sodass diese nicht weiterspielen konnte. Des Weiteren verletzte sich ein Spieler des Teams von Bürger Courage, was das vorzeitige Aus für die Dresdner bedeutete. Dennoch hatten sie einen schönen Tag und lobten die Mannschaftsvielfalt. Es sei schön, „dass nicht nur die üblichen Verdächtigen am Turnier teilnehmen“, sondern auch Mannschaften, die sonst nichts mit Integration oder Rechtsradikalismus zu tun haben. So zum Beispiel das Frauenteam des Dynamo Dresdens. Sie nahmen zum ersten Mal am Jorge-Gomondai-Cup teil. Gegen Männer spielen zu müssen, ist für die Damen nicht neu. Im Namen des Dresdner Fanprojektes besuchen sie viele solcher Turniere. „Deshalb sind wir es auch gewohnt, zu verlieren, das macht uns nichts mehr aus“, sagt die Mannschaftskapitänin mit einem Augenzwinkern. Daher freuten sich die Frauen am Ende umso mehr über den besonderen Fairplay-Pokal.

Gegen 19.20 Uhr fiel das letzte Tor, als sich die Dresdner Vietnamesen-Mannschaft im Finale gegen den Partizan Dresden durchsetzte. Somit wurden die Vietnamesen Sieger des Jorge-Gomondai-Cups 2010. Bei der feierlichen Siegerehrung bekam jede Mannschaft einen Pokal. Somit gab es keine Verlierer. Bei feuerrotem Sonnenuntergang bedankte sich Organisator Lars Kretzschmar bei den Spielern. In Anwesenheit von SPD-Landtagsabgeordnetem Henning Homann zog Kretzschmar ein Fazit: „Es ist fantastisch, so viele Leute zu dieser Veranstaltung ins Stadion bekommen zu haben. Wir sind froh, mit geschätzten 600 Besuchern das größte Turnier gegen Rassismus und Intoleranz Dresdens organisiert zu haben und freuen uns auf noch mehr Besucher im nächsten Jahr.“

20. April 2010